Stellungnahme zu den Ereignissen vom vergangenen Mittwoch
An die Mitglieder des Donatoren-Club HCAP
10. Oktober 2025
Liebe Donatorinnen und Donatoren, liebe Fans und Freunde
Die Ereignisse vom vergangenen Mittwoch haben sich in einer denkwürdigen und emotionalen Pressekonferenz regelrecht überschlagen. Wir waren alle gleichermassen überrascht, schockiert und betroffen von dem, was auf TeleTicino gezeigt wurde. Dieses «Beben» wird unseren Lieblingsclub noch lange beschäftigen. Wie nach einem echten Felssturz gibt es im ersten Moment nur Chaos. Leider sehen wir das einmal mehr in Ambrì. Das blauweisse Dampfschiff war bereits nach dem zweiten Spiel in einen richtigen Sturm geraten und treibt nach der Explosion auf der Kommandobrücke nun komplett führungslos weiter. Der Kontrast zur Pressekonferenz nach dem Felssturz in Blatten vom letzten Mai dieses Jahres mit einem souveränen und abgeklärten Führungsstab sowie einem glaubwürdigen Gemeindepräsidenten hätte nicht grösser sein können. Inwiefern sich das blau-weisse Schiff wieder stabilisiert oder der Sturm von selbst abzieht, ist aus jetziger Sicht völlig offen – leider!
Angesichts dieser Tatsachen ist eine verklärte HCAP-Romantik fehl am Platz. Die Realität ist eine andere und wir sehen möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. Wir vom Vorstand des Donatoren-Club HCAP haben uns bisher nicht öffentlich zu den politischen, strategischen und sportlichen Problemen geäussert, sondern uns stets auf unsere Daseinsberechtigung konzentriert, nämlich die finanzielle und moralische Unterstützung des HCAP. So haben wir die unrühmlichen Abgänge der beiden Deutschschweizer Verwaltungs- ratsmitglieder Heinz Haller und Hubi Christen beispielsweise stillschweigend akzeptiert und nicht öffentlich kommentiert. Wir mussten die Ereignisse vom vergangenen Mittwoch erst einmal setzen lassen, um zu verstehen, was die Tragweite dieser Pressekonferenz und die bereits bestätigten, beziehungsweise angebotenen, Abgänge für den Club bedeuten. Am Mittwoch wurde eine Grenze überschritten und wir können und wollen als Vorstand nicht länger schweigen!
Im Namen des gesamten Donatoren-Club HCAP bedanken wir uns zunächst bei Paolo und Luca für alles, was sie über all die Jahre für den Club geleistet haben. Gerade wenn wir uns an die Zeit der «fliegenden Koffer» - sieben Trainerwechsel in kürzester Zeit - vor 2017 erinnern, waren es trotz sportlichen Herausforderungen stabile Jahre unter Cereda und Duca. Diese Jahre sind leider zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Zusammen mit Filippo haben sie dem Verein eine Identität gegeben, die einen grossen Kontrast zu den seelenlosen Schwarz-Weiss-Mechanismen im Profisport bildete. Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen, inwiefern diese «Heilige Dreifaltigkeit» zwischen Präsidenten, Sportchef und Trainer den sportlichen Betrieb voranbrachte oder behinderte. Wie diese Konstellation jedoch ein abruptes Ende fand, finden wir aber absolut unwürdig.
Wie Filippo in einem Interview sagte, war es eine gemeinsame Entscheidung des Verwaltungsrats, hinter dem Rücken der beiden, aber wohl mit Wissen oder sogar Einbezug der Mannschaft, mit einem potenziellen neuen Trainer zu verhandeln. Somit müssen nun auch der Verwaltungsrat und der Präsident die Verantwortung für diese neue Realität übernehmen. Wie eingangs erwähnt, können weder der Präsident, der VR noch der CEO im Moment einen Ausweg aus der Krise aufzeigen. Natürlich muss nicht alles öffentlich kommentiert werden, aber gerade jetzt in dieser schweren Krise brauchen das Team, die Fans, die Mitarbeitenden im Stadion, die Sponsoren und Donatoren eine starke, authentische und ehrliche Führung, wie sie der Führungsstab in Blatten damals vorgelebt hat. Der Präsident stellt sein Amt zur Verfügung, der CEO und der VR schweigen, und eine Lösung ist nicht in Sicht. Jede potenzielle Lösung wird nun logischerweise auch unter einem anderen wirtschaftlichen Druck verhandelt.
Es ist natürlich legitim, dass der Verwaltungsrat den Markt sondiert. Das passiert täglich in Firmen und Vereinen überall. Die Konstellation in Ambrì war jedoch eine besondere, die auf tiefstem Vertrauen und gegenseitigem Respekt basierte. All das zwischen drei Personen, die das gleiche weiss-blaue Familienblut haben. Luca und Paolo so zu hintergehen, ist beschämend. Unter diesen Umständen spielt es keine Rolle, ob formal gekündigt wurde oder nicht. Was Ambrì in den letzten Jahren ausgezeichnet hat, gibt es jetzt nicht mehr und kann in dieser Konstellation auch nicht mehr entstehen. Die Legitimität und Autorität von Luca und Paolo wurden durch die Ereignisse der letzten Tage zunichte gemacht.
Leider müssen wir feststellen, dass Luca und Paolo nicht die ersten Mitarbeitenden (inklusive Verwaltungsräte) sind, die das Stadion ohne ein anständiges «Ciao» verlassen. Nur wurden die bisherigen Entlassungen nicht so medienwirksam inszeniert und fanden meist abseits der Stadionscheinwerfer statt. Wie in den letzten Jahren mit den Leuten im Klub und im Umfeld umgegangen wurde, war sehr fragwürdig und hat uns bereits einige Male sehr nachdenklich gestimmt. Natürlich kennen wir nicht alle Details und wir haben diese Vorkommnisse deshalb auch nicht kommentiert. Wir können jetzt jedoch nicht länger so tun, als sei dies ein Einzelfall. Auch für uns als Vorstand wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, DC-Club-Anlässe zu planen. Wir hatten zu vielen Personen aus dem Staff ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis. Die vielen Wechsel haben jedoch auch hier zu Verunsicherung und unnötiger Hektik geführt. Zudem haben wir festgestellt, dass sich viele Sponsoren aus der Deutschschweiz nach und nach aus Ambrì zurückziehen. Mit der aktuellen Situation – wir meinen damit nicht einmal die schwierige sportliche Lage – wird sich das in den kommenden Monaten noch verstärken. Der VR besteht nur noch aus Tessinern und es gibt niemanden, der sich um die potenziellen Geldgeber nördlich des Gotthards kümmert.
Was wir definitiv wissen, spüren und sehen, ist die immer stärker werdende Verunsicherung, die Enttäuschung und der Frust innerhalb unserer geschätzten DC-HCAP-Mitglieder. Wir alle sind in erster Linie Fans und für die meisten von uns ist der HCAP seit dem ersten Spiel als Kind oder Jugendliche(r) Teil unseres Lebens. Nach den Vorkommnissen vom vergangenen Mittwoch müssen wir leider auch Austritte aus unserem Club beklagen. Es ist eine Reaktion auf das Verhalten der HCAP-Führung unter Präsident Filippo Lombardi. Leider müssen wir sagen, dass wir diese Emotionen und Meinungen nachvollziehen können. Für einige kommt diese Krise unerwartet. Andere haben vermutet, dass vieles nicht gut läuft, und wenige wussten, wie der Klub intern geführt wird. Insbesondere, welchen Einfluss der Präsident und der Verwaltungsrat über das operative und sportliche Tagesgeschäft ausüben. Der HCAP hat auch Filippo viel zu verdanken. Egal, wie man die Ereignisse der letzten Monate und Tage bewertet, ihm ist ein wesentlicher Teil der oben erwähnten Stabilität mit Luca und Duca sowie der Realisierung der Gottardo Arena zuzuschreiben. Ein solches Ende hat auch er nicht verdient. Als Konsequenz des Bruchs mit Paolo und Luca hat er sein Amt zur Verfügung
gestellt. Ob und wie schnell dieser Wechsel vollzogen wird, muss sich erst noch zeigen. Wir vom Vorstand des Donatoren-Club HCAP begrüssen aber Filippos Entscheidung. Wir sind überzeugt, dass eine neue Zusammensetzung in der Führung nötig ist, um das Vertrauen zurückzugewinnen und die enormen finanziellen und sportlichen Herausforderungen zu meistern.
Als Sofortmassnahme und ebenfalls als Konsequenz, aus der vom VR verursachten, führungslosen Lage haben wir beschlossen, bis zu unserer GV am 29. November 2025 keine Beiträge mehr nach Ambrì zu überweisen. Bis dahin werden wir die weitere Entwicklung abwarten und euch, unseren geschätzten Donatorinnen und Donatoren, das weitere Vorgehen an der GV überlassen. Der HCAP befindet sich an einem Scheideweg – oder ist bereits darüber hinaus. Wir wünschen der Mannschaft und dem verbleibenden Staff viel Kraft und Energie, damit der HCAP-Dampfer möglichst schnell wieder in ruhiges Gewässer kommt und man sich wieder auf die sportlichen Herausforderungen konzentrieren kann. Wir alle wollen nur das Beste für Ambrì. Wir vom Vorstand sind jedoch überzeugt, dass wir nicht länger schweigen dürfen.
Forza Ambrì
Vorstand Donatoren-Club HCAP